Wie Kollege KI Ihnen hilft, kreativ und innovativ zu sein, und was er von richtig gutem Jazz lernen kann

Viele bunte Musikinstrumente

Künstliche Intelligenz (KI) hat das Potenzial, menschliche Kreativität zu verstärken. Die erfolgreichsten Innovationen werden in Zukunft von Menschen kommen, die ihre eigene Kreativität mit den Stärken der Maschine kombinieren. KI allein kann das jedoch nicht leisten. Das liegt daran, dass Improvisation eine menschliche Eigenschaft ist, die KI nicht erreichen kann – ebenso wenig wie richtig guten Jazz.

Erste kreative Erfolge made by KI

Kreativität und Innovation sind entscheidende Faktoren für das Wachstum von Unternehmen. Kreative Prozesse erfordern jedoch geistige Ruhe und Unvoreingenommenheit. In unserem hektischen Arbeitsalltag fehlt oft die Zeit dafür. Künstliche Intelligenz kann hier eine Lösung sein. Im Jahr 2023 können schlaue Bots Bilder, Musikstücke, Texte und Videos generieren, die überzeugend wirken. KI wird so zum kreativen Kollegen, der Zeit spart und unsere Nerven schont – vorausgesetzt, der Kollege macht keine Fehler.

Was macht Kreativität aus? Kreativität produziert stets etwas Neues, Überraschendes und Wertvolles, so die britische Kognitionsforscherin Margaret Boden. Gleichzeitig ist Kreativität ein Ausdruck der inneren Wahrnehmung einer Person. Das macht menschliche Kreativität einzigartig und vielseitig. Kann Kreativarbeit komplett an KI ausgelagert werden? Oder können schlaue Algorithmen die Arbeit von Kreativschaffenden lediglich ergänzen? Die Antwort liegt irgendwo dazwischen.

Es gibt bereits viele Beispiele für kreative Leistungen von KI. So zum Beispiel haben schlaue Algorithmen in nur 26 Sekunden einen „laufenden lila Klumpen“ entwickelt. Das innovative Design wirft der Wissenschaft bis heute viele Fragen auf. Ein weiteres Beispiel ist ein kürzlich von KI generierter Märchenpodcast namens „Gebrüder Glittch“. Bei genauerem Hinhören merkt man jedoch schnell, dass es in besagtem Podcast nicht nur Fehler in der Aussprache gibt. Das ist das große Manko von KI in Bezug auf Kreativität. Je länger man sich mit KI-Inhalten beschäftigt, desto fehleranfälliger und einfältiger werden sie.

Warum KI richtig guten Jazz nicht begreifen kann

KI kann nur in Ausnahmefällen eigenständige Kunstwerke erschaffen, weil sie nicht improvisieren kann und ihr menschliche Beobachtungsgabe und Empathie fehlt. KI kann von richtig gutem Jazz einiges lernen, wo Einfühlungsvermögen und Improvisationstalent gefragt sind – und wo es auch darauf ankommt, auf die Stimmung des Publikums sensorisch einzugehen. Wenn man den Computer ein Jazz-Stück erfinden lässt, zeigen sich alle kreativen Schwächen der cleveren Bots:

  • KI-Inhalte wirken mit der Zeit spröde,
  • das Problem mit der „kombinatorischen Explosion“ und
  • Symbole und reale Welt werden nicht verknüpft (siehe hierzu auch: Margaret Bodens „Symbol Grounding Problem“).

Warum ist das so? KI übt immer noch eine „enorme Anziehungskraft auf Bullshit“ aus, wie der Kognitionsforscher Alan Blackwell von der Universität Cambridge es ausdrückt. KI erfindet lediglich Dinge, die „gut“ klingen, basierend auf den ihr eingespeisten Trainingsdaten. Es ist somit unwahrscheinlich, dass KI superintelligent wird oder in absehbarer Zeit eine Singularität erreicht, welche die Menschheit bedroht.

Solange KI keine echten Emotionen spüren kann, wird sie kein volles menschliches Bewusstsein erlangen. KI kann jedoch neue Formen künstlerischen Ausdrucks generieren. Sie kann dem Menschen helfen, eigene mentale Grenzen zu überwinden und Ideen völlig neu zu verknüpfen. Für die menschliche Selbstwahrnehmung könnte dies einer Art „kopernikanischen Wende“ (Goethe-Institut) gleichkommen.

KI als Katalysator für Kreativprozesse

KI stellt zwar eine gewisse Bedrohung für die Jobs von Kreativschaffenden dar. Je komplexer jedoch ein kreativer Inhalt sein soll, desto schrulliger wird der Output von vermeintlich cleveren Bots. KI kann als Brandbeschleuniger oder Katalysator für Kreativprozesse verstanden werden und Innovationen in allen Branchen beschleunigen. Ihr großer Mehrwert besteht vor allem in den nachfolgenden 3 Punkten:

  1. KI entlastet von repetitiven Aufgaben
  2. KI erarbeitet sich Datenberge in relativ kurzer Zeit
  3. KI erschafft unerwartete Verknüpfungen

KI ermöglicht eine völlig neue Skalierbarkeit in der Datenverarbeitung. Daher sollte man die schlauen Algorithmen insbesondere mit Aufgaben betrauen, bei denen sie dem Menschen überlegen sind, wie Recherche, Support oder Verwaltungsaufgaben. Clevere Bots können ferner automatische Meeting-Protokolle erstellen oder Kundendaten in Echtzeit analysieren. Dadurch sparen Beschäftigte Energie und Zeit, die sie für die Entwicklung neuer Ideen und Inhalte nutzen können. KI-Tools wie unter anderem ChatGPT (für Texte), Midjourney (für Bilder), Mubert (für Musik) und Synthesia (für Videos) können wiederum kreative Anreize geben. Und irgendwann klappt es vielleicht sogar mit der Improvisation.

Künstliche Intelligenz erlaubt es uns, die Grenzen des Menschseins zu sprengen. Dadurch kann sie Kreativprozesse in Unternehmen wirksam beschleunigen. Wie sehen Sie das? Haben Sie Beispiele für KI-Kreationen, die Sie für genauso gut oder vielleicht sogar besser als menschliche halten?

Autor:
Thomas Gebhardt, GEBHARDT Sourcing Solutions AG, meeyounee GmbH

Bildnachweise für diesen Beitrag:
© meeyounee

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